Aller Anfang ist schwer

Klaro, zu Beginn steht natürlich der Gleisplan und hier beginnt auch schon die erste Problematik. Die sogannte Wunschliste, was alles auf der Anlage sein soll. Die typische 2gleisige Hauptsrecke mit großem Durchgangsbahnhof. Dazu noch ein schönes Bw (Betriebswerk), meistens in der Epoche III - IV - somit also für Dampfloks, Dieselloks und vielleicht auch noch E-Loks. Eine Drehscheibe...ach ja, und natürlich noch die abzweigende Nebenbahn zu einem kleinen Endbahnhof. Dann natürlich noch ein Fluß oder See mit Brücken, ein Bahnübergang mit Schranken, Tunnels und Bergen. Dann noch die bereits vorhandenen Stadthäuser einbinden und beinahe hätten wir es vergessen, ein Rangierbahnhof oder zumindest ein paar lange Abstellgleise müssen natürlich auch noch dahin. So, dass war´ ja auch schon. Doch bei den ersten Zeichnungen oder vielleicht sogar Gleisplänen am PC müssen wir feststellen, dass das vorhanden MoBa-Zimmer viel zu klein ist. Leider war das Gespräch mit der hiesigen Regierung nicht ganz so von Erfolg gekrönt und der Antrag auf Tausch des Wohnzimmers ins vorher angedachte MoBa-Zimmer oder gar der Bauantrag für einen Hausanbau wurde verständnislos abgelehnt.

Mist....was nun? Noch einmal von Vorne beginnen? neuer Plan? oder einfach mal das MoBa-Zimmer ausmessen, skizzieren und die Anlagenform dem Zimmer anpassen? Letzteres wäre hier sicher sinnvoll und führt meistens schon einen großen Schritt weiter. Ist wie beim späteren Landschaftsbau der Anlage: Was war zuerst da? Die Eisenbahn oder die Landschaft? Klar... und so ist es auch bei der Gleisplanerstellung. Meistens ist dies auch meine erste Frage oder meine Bitte, wenn ich einen Auftrag zum Planen einer Modellbahnanlage erhalte. Bitte schickt mir einen Raumplan vom MoBa-Zimmer/keller und wenn möglich mit allen Fenstern, Türen, Balken und Heizkörpern. Eventuell soll auch noch ein kleiner Arbeitstisch Platz finden. All diese Informationen sind wichtig - extrem wichtig, damit die Planung auch wirklich Sinn macht und nicht schon zu Beginn als späteres Desaster deklariert werden kann.

Dann geht es darum, eine entsprechende Anlagengrundform zu gestalten und zu entwerfen, die entsprechende Gleisführungen zulässt und auch genügend Platz lässt um später zu bauen und noch später auch Betrieb machen zu können. Bei der Anlagengrundform/Rahmen oder Platte sind schon kleine Grundkenntnisse hilfreich. Hier nur ein paar kleine Beispiele: Wenn die Anlage z.B. eine 2gleisige Hauptsrecke erhalten soll und der berühmte R1 (360er Radius - beim C-Gleis = 24130) NICHT eingesetzt werden soll, dann brauchen wir schon auf jeden Fall eine Tiefe von 120cm an einer geeigneten Stelle für die Kehre oder gar das Gleiswendel mit R2+R3 (z.B. 24230+24330). Und wenn Dachschrägen vorhanden sind, dann müssen wir uns von Anfang an Gedanken über die Anzahl der Ebenen machen und über die generelle Anlagenhöhe. Soll ein Schattenbahnhof gebaut werden, dann haben wir also schon mindestens 2 Ebenen und auch hier sollte man gleich zu beginn darauf achten, dass genügend Platz zwischen Hauptebene und Schattenbahnhof vorhanden ist. Natürlich reichen theoretisch 10cm aus, damit können auf jeden Fall alle Loks und Waggons in der unteren Ebene fahren, aber wie sieht es später aus? Wenn wir mal im Schattenbahnhof eine Lok vom Gleis nehmen müssen oder gar beim späteren Anlagenbau, wenn wir Weichen, Laternen oder Signale von der oberen Ebene unten dann verkabeln müssen? Von daher gilt bereits hier: So viel Platz wie möglich lassen bzw. schaffen.

Ansonsten gilt für den anspruchsvollen Modellbahner hier ganz klar die Regel: Weniger ist Mehr. Ich meine damit natürlich nicht die Spielbahnanlage, die absolut auch Ihre Daseinsberechtigung hat und sehr viel Freude bereiten kann. Wenn also nicht so viel Platz vorhanden ist, dann kann eine 1gleisige Nebenbahnstrecke mit kleinem Durchgangsbahnhof oder vielleicht einem Kopfbahnhof mit kleinem Bw schon die richtige Alternative sein und muß nicht zwangsläufig weniger Spielspass bedeuten - ganz im Gegenteil, gerade bei kleineren Anlagen kann der Spielspass und der spätere Betrieb extrem viel Möglichkeiten bieten und Rangieren kann im Vordergrund stehen.

Somit sind also wichtige Grundüberlegungen einfach notwendig um später auch mit dem Ergebnis Zufriedenheit zu erlangen. Steht dann ersteinmal die Anlagenform kann dann auch mit dem eigentlichen Gleisplan begonnen werden. Je mehr Informationen ich im Vorfeld erhalte, desto besser. So z.B. die Epoche, denn es ist schon ein Unterschied, ob Jemand mir sagt, er habe einen 6teiligen ICE, welcher unbedingt fahren soll oder ob er überwiegend kleineres Rollmaterial in Epoche III, wie z.B. einen Schienenbus (VT98) oder eine BR 64 (Bubikopf) mit Donnerbüchsen und einigen kleinen Dieselloks (V100 oder V60/V80) besitzt und einsetzen möchte. Danach folgen dann die weiteren Schritte.